Leserbrief von Jan Lachucik (Denkendorf-Gelbelsee) zum Artikel „Kein Ratsbegehren“, EK vom 14./15. Dezember:
Unser Gemeinderat in Denkendorf hat sich, vernünftigerweise, gegen ein Ratsbegehren zum Projekt „Limes Center“ entschieden, zumal bereits ein Bürgerbegehren läuft. Drei Parteien stehen sich nun gegenüber: die Firma Ratisbona GmbH & Co. KG Handelsimmobilien Regensburg, der Gemeinderat Denkendorf und die Bürgerinitiative, die gegen das Projekt ist. Eine wichtige Entscheidung, bei der es um strukturelle und nachhaltige Investition auf lange Sicht geht. Dabei stellt sich die Frage nach dem Sinn. Betrachtet man die gegenwärtige strukturelle Situation in Denkendorf, so kann sie als völlig ausreichend bezeichnet werden, und zwar auf längere Sicht. Sie ist sowohl ökonomisch als auch ökologisch gewachsen. Beispiele: Gut zu Fuß erreichbar sind Sippl-Edeka-Markt mit Post (die Schließung des anderen Edeka-Marktes zum 1. August 2020 dürfte nicht ins Gewicht fallen), ebenso Zahnarzt, Arzt, Apotheke, Metzgerei, Sparkasse und Kirche. Arzttermine sind schnell zu bekommen und ausreichende Parkmöglichkeiten sind ebenfalls jeweils in der Nähe vorhanden. Über die kurzen Wege freuen sich ältere Menschen. Besonders die, deren Altersheim in unmittelbarer Nähe all dieser Versorger liegt. Hier sind die Wege bereits „fußläufig“. Ein Hotel ist auch in der Nähe.
Ich persönlich erledige meine Einkäufe meist im Gewerbegebiet. Dort sind genau zwischen Aldi und Rewe Parkplätze in ausreichender Zahl, auch an besonderen Einkaufstagen,
vorhanden, so dass das Konzept „wo Aldi da Rewe“ voll aufgeht. Inzwischen hat auch Aldi Drogerie-Artikel neu im Sortiment. Wenn schon aber eine Drogerie, dann bitte in den Räumen, die seit längerer Zeit neben „Teddi“ leer stehen. Ein komplett neues Konzept leuchtet deshalb nicht ein. Auch hier sind die Wege „fußläufig“. Die Zweifel, ob die Einkommen und damit die Kaufkraft für ein zweites Fachmarktzentrum ausreichen, sind meines Erachtens realistisch. Kaufkraft würde man durch die Ansiedlung mittelständischer handwerklicher/industrieller Betriebe erzeugen. So schafft man unter anderem qualifizierte Ausbildungsplätze. Mit Einkaufseinrichtungen wird Kaufkraft abgeschöpft. Natur statt Beton und Versiegelung: Das Projekt „Limes Center“ soll genau zwischen den bereits vorhandenen Familienhäusern und der A9 platziert werden. Dort befindet sich ein herrlich grüner Streifen. Er ist ein idealer Klima-Puffer für die Bewohner in jeder Jahreszeit. Seine Funktion ist im Sommer als „Kühlschrank“ zu bezeichnen. Er senkt an heißen Sommertagen die Temperatur um durchschnittlich etwa sieben Grad Celsius. Diese Temperaturregulierung würde entfallen. Der Asphalt der Autobahn daneben und die Fahrzeuge erzeugen ebenfalls Hitze, die sich durch die Gebäude/Straßen „Limes Center“ weiter verstärken, also kumulieren würde. Die Lebensqualität sinkt. Durch die Versiegelung verlieren Vögel, Schmetterlinge, Bienen etc. Nahrung und der Mensch Erholung. Zu prüfen wäre auch, was mit dem Grundwasserspiegel passiert. Eine Sicherheitsdistanz zwischen Bewohnern und A9-Unfällen entfällt. Fazit: Nur ein umweltverträgliches Projekt macht dort Sinn.
Es ist von geplanten 100 Arbeitsplätzen die Rede. Dabei wäre zu klären, ob die Mitarbeiter unbefristete oder befristete Verträge erhalten. Befristete Arbeitsverträge sind nicht die Lösung. Sie geben den Beschäftigten keine Planungssicherheit. Die Mitarbeiter-Mitbestimmung ist hier oft ausgehebelt. Die Räumlichkeiten werden von Ratisbona vermietet. Betrachtet man das Leistungsangebot dieser Firma, so dürften die Mieten nicht niedrig sein. Da die Mieter auch leben wollen, dürfte die Preisgestaltung entsprechend ausfallen. Auch die Grundstückspreise dürften in Bewegung geraten. Die Preisspirale wird sich drehen.
Im Betriebswirtschaftstudium beschäftigt man sich auch ausführlich mit Unternehmensrechtsformen, ihren Vor- und Nachteilen. Die GmbH & Co. KG ist dabei deshalb recht interessant, weil die Haftung der Gesellschafter lediglich auf ihre Stamm-Einlage (privates Vermögen ist ausgeschlossen) beschränkt ist (bei Insolvenzen ist das für Gläubiger nicht von Vorteil) und die GmbH & Co. KG aber als Personengesellschaft (! ) besteuert wird.
Es ist ratsam, sich auch mit diesem letzten Punkt zu beschäftigen, denn mit einer Holding kann es im Falle von Rechtsstreitigkeiten teuer und unangenehm werden. Derzeit kann mit Grundstücken/Immobilien viel Geld verdient werden. Was steht im Firmennamen? „Handelsimmobilien“. Die Firma Ratisbona, nicht ein neutrales Unternehmen, hat das Einzelhandelsentwicklungskonzept und die Auswirkungsanalyse in Auftrag gegeben. Vorsicht ist deshalb die Mutter der Porzellankiste. Ich persönlich sehe im geplanten „Limes Center“ keinen Gewinn für die Gemeinde.
Quelle: Eichstätter Kurier
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