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Leserbrief von Martin Knitl (Denkendorf) zum Leserbrief „Limes Center ist kein Gewinn für die Gemeinde“ (EK vom 18. Dezember):

Der Verfasser des Leserbriefs hat mir – bis auf eine Kleinigkeit – aus der Seele gesprochen. Die Gemeinde Denkendorf plant die Erschließung zweier Gewerbegebiete von zirka 12 Hektar. Gewerbetreibenden entsprechende Flächen anzubieten, ist aus wirtschaftlichen Gründen nachvollziehbar. Zusätzlich soll das „Limes Center“ mit zirka 20000 Quadratmetern gebaut, also in kürzester Zeit nahezu 14 Hektar versiegelt werden. An der Römersäule existiert ein Fachmarktzentrum mit Aldi, Rewe und mehreren kleineren Geschäften. Nachdem Schlecker vor einigen Jahren in die Insolvenz gehen musste, hat der Besitzer versucht, einen anderen Drogeriemarkt dort anzusiedeln und hatte auch schon die Zusage einer Drogeriemarktkette. Dazu hätte aber die Ladenfläche vergrößert werden müssen. Dies wurde von der Regierung von Oberbayern bis vor kurzem abgelehnt. Der Betreiber des Fachmarktzentrums „An der Römersäule“ unternimmt derzeit einen neuen Vorstoß.

Sollte das Limes-Center wie geplant gebaut werden, würde Aldi – damit sich kein Konkurrent ansiedeln kann – von der Römersäule in das neue Center umziehen. Rewe würde in diesem Falle nach Auskunft des Geschäftsführers definitiv am jetzigen Standort schließen. Die übrigen kleinen Geschäfte wären über kurz oder lang Geschichte, 30000 Quadratmeter versiegelte Fläche würden brach liegen, die Gebäude nach nur zehn Jahren Betrieb leer stehen. Nachhaltigkeit sieht anders aus.

Für das neue, verkehrstechnisch problematische, Center würden 20000 Quadratmeter wertvoller Puffer zur Autobahn geopfert werden. Es entstehen keine zusätzlichen Geschäfte (eventuell ein Fachärztehaus), auch keine oder kaum zusätzliche Arbeitsplätze, da vorhandene (Aldi, Edeka) nur transferiert und die der kleinen Betreiber über kurz oder lang sogar ganz wegfallen würden. Der neu angedachte Drogeriemarkt könnte auch an der Römersäule angesiedelt werden.

Jetzt kommt der einzige Punkt, in dem ich dem Autor des oben genannten Leserbriefs widersprechen möchte. Den meisten Bewohnern des Hauptortes Denkendorf ist sehr an der Erhaltung des Edeka-Marktes (oder eines anderen Betreibers) an dieser Stelle gelegen. Dieser Standort liegt zentral und ist – im Gegensatz zum geplanten Limes -Center – für viele wirklich fußläufig zu erreichen. Dasselbe gilt auch für den Sipl. Es sollte alles getan werden, um diese Versorgung im Ortskern sicherzustellen und damit zur Belebung der Ortsmitte beizutragen. Auf Nachfrage erhält man seitens der Gemeinde oft die Antwort, das auf privatwirtschaftliche Entscheidungen keine Einflussmöglichkeit bestünde. Aber man kann erwarten, dass das Gespräch gesucht wird. Natürlich kann der Besitzer des Geländes des Edeka-Marktes im Ort nach seinen Vorstellungen planen, aber es sollte alles getan werden, um eine für alle Seiten bestmögliche Lösung zu finden – der Besitzer ist neuen Vorschlägen gegenüber offensichtlich aufgeschlossen. Dieser Hinweis auf privatwirtschaftliche Zwänge ist auch in Hinblick auf das Limes-Center gefallen. Die Gemeinde hätte aber den Querweg nicht „einziehen“ und vor allem nicht an Ratisbona abtreten müssen. Das Vorhaben wäre damit zum Scheitern verurteilt gewesen.

Im Zusammenhang mit „ISEK“ wurden uns die Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde vorgestellt. Im ISEK-Papier heißt es (Zitat): „Im Hauptort Denkendorf sind der Ortskern und das Fachmarktzentrum ,An der Römersäule‘ als die wesentlichen Standortlagen für Gewerbe und Einzelhandel von großer Bedeutung. Der Ortskern weist eine wichtige, zentral gelegene Nahversorgungsfunktion ? auf. ?. Bei der weiteren Entwicklung des Einzelhandelsstandortes Denkendorf und bei der Neuansiedlung weiterer Betriebe ist darauf zu achten, keine Konkurrenz zu den bestehenden Strukturen zu schaffen und den bereits beginnenden Trading-Down-Effekt im Gewerbegebiet nicht zu befördern. “
Soweit die Theorie, kurze Zeit später sieht alles anders aus. In der Gemeinderatssitzung vom 11. Dezember wurde ein Einzelhandelskonzept vorgestellt. Der Groß-Einzugsbereich umfasst danach circa 25000 Personen. Der größte Teil dieses Bereichs liegt im Norden und Osten, also jenseits der Autobahn und reicht bis vor die Tore von Beilngries. Warum sollte dieser Hauptbesucherstrom erst noch unter der Autobahn hindurch nach Denkendorf hineingezogen werden, wenn er doch gut vorher via Kreisel „An der Römersäule“ abgefangen werden kann?

Ein wirklicher Gewinn für Denkendorf wäre der Ausbau der bestehenden Einkaufstruktur und der Erhalt wertvoller Flächen. So ginge Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit! Das geplante Ärztehaus neben der Apotheke zeigt die Richtung, in die es gehen sollte: Belebung des Innerortes, dann macht ISEK auch wirklich Sinn.

Quelle: Eichstätter Kurier